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Unsere Gemeinde - Besiedelungsgeschichte:

Weibliche IdolfigurineHPIn unserem Gemeindegebiet haben sich schon vor sehr langer Zeit Menschen aufgehalten. Als ältester Nachweis konnte vor kurzem am Burgfelsen von Schrattenstein ein etwa 5000 Jahre altes Venusidol gefunden werden. Der Platz war also möglicherweise schon vor Jahrtausenden ein Kultzentrum. Eine ausführliche schriftliche Befundung der aus Ton angefertigten und mit Punkten verzierten Figurine steht noch aus.

Zahlreicher sind schon Spuren aus der Bronzezeit um ca. 900 v.Chr., vorwiegend Schmelzplätze auf den umliegenden Höhen (z.B. Kuhberg, Bodenanger). Auch die Anwesenheit von Slawen ist vom 7. - 9. Jahrhundert anzunehmen, vor allem durch viele aus dem Slawischen stammende Ortsnamen in der Umgebung (z.B. Sieding, Strelzhof).

Der Hauptschub der deutschsprachigen Besiedlung erfolgte ab 1042 nach dem endgültigen Sieg über die immer wieder einfallenden Magyaren bei Pitten. Er war schon nach etwa 200 Jahren abgeschlossen. Die verschiedensten Herren rodeten unabhängig von bestehenden Burgen nebeneinander mit bayrischen Leibeigenen die Wälder, um Ackerland zu schaffen. Die Kolonisten erhielten dann die entstandenen neuen Höfe als Lehen und wurden dadurch hörige Bauern. Diese Rodungsherrschaften sind nicht schriftlich festgehalten. Rückschließend von den zahlreichen verschiedenen Besitzverhältnissen der Höfe bei uns waren aber ziemlich sicher Stixenstein, Emmerberg, Vöstenhof (Neydegghof) und Schrattenstein beteiligt.

Diese vielen Grundherrschaften nebeneinander führten bald zu Verwaltungsproblemen. So wurde die Herrschaft mit den meisten Grundholden in einer Region zur Vogteiherrschaft, die für die Rechtssprechung bei leichteren Übertretungen zuständig war. Von Schrattenbach ist das diesbezügliche interessante Banntaiding erhalten, mit dem die Herrschaft Schrattenstein Recht über die Einwohner von Greith, Schrattenbach, Hornungstal und Rosental zu sprechen hatte. Damit waren bereits die Grundlagen für die Schaffung der Gemeinde Schrattenbach nach Aufhebung der Adelsherrschaft 1848 gegeben. Pfarrlich gehörte Schrattenbach schon seit der Gründung der Pfarre Grünbach im 13. Jahrhundert zu diesem Pfarrsprengel.

Die weitere Entwicklung der Ortsgemeinde

Schrattenbach war durch Jahrhunderte eine kleine, sich selbst versorgende bäuerliche Gemeinde. Die Menschen waren bescheiden und lebten vom Ertrag ihrer Landwirtschaften, der sich aus etwas Sommer- und Wintergetreide, Obstbau und Viehhaltung zusammensetzte. Nur durch den Verkauf von Holz aus den Wäldern kam man zu etwas Bargeld. Das einzige Sägewerk diente nur dem Eigenbedarf, Pecherei wurde erst ab dem 19. Jahrhundert betrieben.

Erst durch das Auffinden der Steinkohle um 1823 in Grünbach entstanden mit dem damit verbundenen bescheidenen Bevölkerungszustrom einige gewerbliche Betriebe und der neue Stand des Arbeiters, da nun viele Arbeit im Bergwerk fanden.

Ein wichtiger Faktor neben dem Bergwerk in Grünbach, war auch die Erschließung unserer nächsten Umgebung wie Schneeberg, Rax und besonders das Gebiet der Hohen Wand. Dadurch konnten schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Bergsteiger, Touristen und Erholungssuchende unsere schöne Umgebung genießen.

Von ganz besonderer Bedeutung für diese Erschließung, in wirtschaftlicher und fremdenverkehrsmäßiger Hinsicht, war die Inbetriebnahme der Schneebergbahn im Jahre 1897. Im Personenverkehr sowie auch im Fernverkehr mit Wien stellt die Schneebergbahn bis heute eine unmittelbare Verbindung mit dem Zentralpunkt Wiener Neustadt dar. Im Güterverkehr stand natürlich der Kohletransport an erster Stelle. Der Verkehr auf der Straße dagegen war zweitrangig und wirtschaftlich bedeutungslos. Er diente hauptsächlich der menschlichen Kommunikation von Ort zu Ort und der Verbindung mit den Verwaltungszentren Neunkirchen und Wiener Neustadt. Durch die zunehmende Motorisierung nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch die kleineren Bezirksstraßen ausgebaut. Einen gewaltigen Impuls erhielt in unserer Region der Straßenverkehr durch den Bau der Südautobahn A2 und der Trassierung der Zubringerstraßen. Beide Komponenten, Bahn und Straße, waren und sind die wichtigsten Faktoren, dass unsere Region gern besucht wird.

überarbeitet:

MR. Dr. Georg Reisner, August 2015


Die Burg Schrattenstein

Als früheste Erwähnung findet sich 1182 ein Chalhoch de Scratensteine in einer Urkunde des steirischen Herzogs Otakar IV., gemeinsam mit anderen steirischen Ministerialen. Die „Chalhoche“ und „Ortolfe“, wie ihre Leitnamen lauteten, sind schon zuvor bei Neunkirchen und Hart begütert gewesen und waren zunächst wohl Gefolgsleute der Herren von Pitten. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts expandierten sie über den Kettenlus nach Norden, errichteten sich auf dem Schrattenstein einen prächtigen Herrschaftssitz und schlossen sich dem Gefolge der otakarischen Traungauer an. Der Besitz blieb bis ca. 1300 beim Geschlecht der Schrattensteiner (zunächst als freies Eigentum, ab ca. 1280 als Lehen der Burggrafen von Nürnberg). Danach waren die Herren von Haunsfeld Lehensnehmer und ab 1364 die Herren von Ebersdorf. Unter diesen wurde die Herrschaft Schrattenstein mit Stolzenwörth und Rothengrub vereinigt und von Rothengrub aus verwaltet. Nach den Herren von Pögel und den Herren von Schärffenberg erwarb Graf Hoyos die Herrschaft Rothengrub und gliederte sie seinem Majorat Stixenstein ein, wo Schrattenstein auch nach Abschaffung der Adelsherrschaft 1848 bis 1937 verblieb. Heute besitzt die Stadtgemeinde Wien das Areal.

 


....hier finden Sie in chronologischer Auflistung urkundliche Erwähnungen.
1182
„Chalhoch de Stratensteine“, Zeuge auf einer Urkunde, in welcher Markgraf Ottokar IV.
von Steiermark, die von seinem Vater gewidmeten Freiheiten des Stiftes Seckau bestätigt.
1186 am 17. August, wurde zu Georgenberg an der Enns, zwischen Ottokar von Steiermark
und Herzog Leopold V. von Österreich, ein Erbvertrag abgeschlossen. Leopold erhielt die gesamte Steiermark samt den nördlich vom Semmering und Hartberg gelegenen Allodialgütern. Die Grenze zwischen Österreich und Steiermark bildeten damals die Piesting. Schrattenstein gehörte damals also zur Steiermark.
1196 „Ortolfus de Shratenstain“ wird ebenfalls in einer Urkunde des Grafen Ottokar als Zeuge genannt.
1207 am 22. Februar, wurden der Pfarrer von Neunkirchen und der Pfarrer von Fischau, sowie ein „magister A. de polane plebani“, vom Papst als Schiedsrichter eingesetzt, und zwar in einem Streit über Zehente in der Pfarre Pütten, zwischen dem Stifte Reichersberg und „Ortolf de Scratenstain“. Die Zehenten wurden dem Stift Reichersberg zugesprochen.
1222 am 26. März, wird von Herzog Leopold VII. zu Aspang ein Streit zwischen dem Kloster Vormbach und Gloggnitz und der Erben des Grafen Ortof von Schrattenstein, wegen 24 Liegenschaften und einer Mühle (24 areis et uno moledino), dahin entscheiden, dass noch der Enkel des erwähnten Schrattensteiners im Besitze dieser Realitäten bleibt, diese aber nach dem Tode Ortolfs an Vormbach als Eigentum kommen sollen. Als Zeugen auf der hierüber ausgestellten Urkunde sind angeführt: Rudolfus de Sirnikch (Sieding?), Wolfingus de Losenhaim und Albero de Dunchestaine (Dunkelstein). Ortolph von Schratenstain hatte nach seinem Ableben drei minderjährige Kinder hinterlassen.
1233 hatte Richer von Gutenstein, ein Ministeriale Friedrichs des Streitbaren, Besitzungen in Würflach. Dessen Witwe „Ellwys“ (eine Schrattenstein?) lebte bis 1263 in Würflach und trat dann in das Nonnenkloster zu Seckau ein.
1244 hatte Herzog Friedrich von Babenberg, der Streitbare, von Straelze (Strelzhof) aus, wo er sich kurze Zeit aufgehalten hatte, die Burg Schrattenstein, wie auch die Vesten Wufingstein, Rothengrub, Würflach, Höflein und Stolzenwörth, besucht. Zwei Jahre Später fiel der Herzog in der Schlacht an der Leitha, gegen die Ungarn. Er war der letzte Babenberger.
1247 „Chaloch de Schratenstayn“ (II) stiftete eine mit Renten von Gütern in Neunkirchen, für im Kloster
Admont. Chalhoch II. hatte noch mehrere Söhne. Einer von denen (Chalhoch III.) schenkte ebenfalls dem Kloster Admont das Gut Baumgarten bei Pitten (Petersbaumgarten), für die Aufnahme seiner beiden Töchter „Irmgard“ und „Gertrud“. Das dreieckige Siegel der Urkunde zeigt einen Lilie und hat die Umschrift: „S. Chalochi de Schratenstein“. Diese Urkunde wurde in Würflach ausgestellt. Ein weiterer jüngerer Sohn Chalhochs II. namens „Ortolf (II.)“, war in Wien begütert und schien sich auch dauernd in dieser Stadt aufgehalten zu haben.
1249 schenkte ein „Calochus de Wirvelach“ (von Schrattenstein) dem Spital am Semmering eine Gült von sechs Urnen Bergrecht zu Würflach für ein ewiges Licht. Hierbei wird auch ein „Bertholdus offizialis de Wirvelach" erwähnt.
1254 fiel Schrattenstein mit dem ganzen Bezirk Neunkirchen endgültig an Österreich.
1259 taucht wieder ein „Chalhoch de Wirvelach“ (III.) auf, der auf Schrattenstein saß. Vielleicht übersiedete das Geschlecht der Schrattensteiner kurz darauf überhaupt zu dem bequemer gelegenen Würflach, und auf die Burg Schrattenstein wurde ein Pfleger gesetzt.
1275 verkaufte Ortolph von Schratenstein und seine Gattin Dietmudis, ein Wiener Haus das sie kurz vorher geerbt hatten.
1278 wird wieder in „Chalhoch nobilis vir (edler Mann) de Schratenstain (III.) in einer Urkunde genannt. Er hinterließ nach seinem Tode zwei Töchter mit dem Namen „Mathilde“ und „Agnes“. In einer weiteren Urkunde werden noch zwei weitere Töchter mit dem Namen „Margarete“ und „Reichgart“ genannt. Mathilde und Agnes dürften beim Tode Chalhochs noch ledig (minderjährig) gewesen sein, während „Margarete“ und „Reichgart“ bereits verheiratet waren. Eine der beiden Letztgenannten dürfte einen „Haunfelder“ geheiratet haben. Im Jahre 1278 hatte Otkar Prezmysl, der Böhmenkönig, der auch Herzog von Österreich war, in der Schlacht bei Dürnkrut sein Leben verloren und „Friedrich von Hohenzollern“ erhielt von „Friedrich von Habsburg“, dem Sieger der Schlacht, dafür, dass er ihm beigestanden hatte die Burgen Rothengrub, Höflein, Schrattenstein und Stolzenwörth geschenkt. Die Bewohner von Schrattenstein waren daher künftige Lehensträger deutscher Fürsten. So hatten die „Hauenfelder“, die auf Schrattenstein saßen, nicht zu freiem Eigen, sondern nur als Lehen der Burggrafen von Nürnberg.
1349 war ein heftiges Erdbeben wobei auch Schäden auf der Burg Schrattenstein entstanden.
Als Lehensträger der „Burggrafen von Nürnberg“ scheinen in kurzer Zeit und Reihenfolge mehrere Geschlechter auf. Zunächst die „Haunsfelder“.
1364 verkaufte „Jörg (Georg) von Hauenfeld“ die „halbe veste Schrattenstain“ an „Peter von Ebersdorf“ und ein Jahr darauf überließ sein Bruder „Stephan von Hauenfeld“ dem gleichen Käufer auch die andere Hälfte. Diese Käufe erfolgten mit Zustimmung ihres Lehenherrn „Graf Friedrich von Nürnberg“. „Peter von Ebersdorf“ der die Burg Schrattenstein nun „samt allem Zugehör“ besaß, war oberster Kämmerer in Österreich.
1369 kaufte „Peter von Ebersdorf“ von „Berthold von Pergau“ das Gut Stolzenwörth und empfing dazu von „Kadolt von Eckartsau“, dem Verweser der brandenburgischen Lehensgüter, die Belehnung. Die Ebersdorfer ließen Schrattenstein anfangs durch Burggrafen verwalten. Zwischen 1356 und 1388 werden ein „Niclas“ und ein „Chawncz“ (Kauntz) als Burggrafen von Schrattenstein genannt. Unter den Ebersdorfern wurde die Burg bedeutend vergrößert.
1416 wies „Albrecht von Eberesdorf“ seinem Bruder „Hans“ die Einkünfte aus verschiedenen Gülten an, damit er mit diesem Geld „den obern alten stokch in dem obern Haws hoher mawern sol“
1429 überließ „Hans von Ebersdorf“ dem „Siegmund von Ebersdorf“ „seinen teil ander vesst Schratenstain als die mit der rinkchmawr und purkchstal umabfangen ist.“ Er hielt sich allerdings ein Öffnungsrecht vor, das die Burggrafen, die Sigmund dort einzusetzen gedenke, zu respektieren hätten. Das heißt, er durfte die Burg jederzeit unbehindert betreten.
1440 erwarb „Hans von Ebersdorf“ von „Albrecht von Ebersdorf“, mit Einwilligung seines Lehensherrn, Markgraf „Friedrich von Brandenburg“, dessen „sechsten tail an dem haws Schrottenstein als daz mit der Mawer unt der und mit dem hausperg und mit der clausen vor dem Haus umabfangen ist“. Im selben Jahr überließ ihm „Siegmund von Ebersdorf" seinen ganzen Anteil an Herrschaft und Burg. Von dieser Zeit an hat „Hans von Ebersdorf“ die Burg Schrattenstein häufig selbst bewohnt.
1442 Ihm wurde ein eigener Kaplan für seine Burgkapelle gewährt, der dort die Messe lesen konnte und die Beichte des Herrschaftsinhabers und dessen Angehörigen entgegennehmen konnte.
1463 hatte der „Pfleger zu Schratenstain“ mit dem Burggrafen der kaiserlichen Herrschaft Stixenstein einen Streit.
1482 wird die Burg Schratenstein vom Ungarkönig „Mathias Corvinus“ belagert und niedergebrannt.
1500 (zirka) haben die „Wallseer“ die Herrschaft Schrattenstein von „Benedikt dem Ebersdorfer“ empfangen. „Reinprecht V. von Wallsee“ übergab allen Besitz seiner einzigen Erbtochter „Barbara“, die ihrem Gatten „Siegmund von Schaumberg“ die halbe Burg Schrattenstein schenkte. Siegmund war Erbmarschall von Österreich und Steiermark.
1530 verkauften die Ebersdorfer endgültig Schrattenstein, mit den anderen burggräflich-Nürnbergischen Lehensherrschaften Rothengrub, Neusiedl a. Steinfeld und Stolzenwörth, an „Sebald Pögl“.
1542 war Pögl jedoch genötigt, diese Güter dem „Erasmus von Scherfenberg“ zu verkaufen.
1556 verkaufen auch „Erasmus und Ulrich von Schärffenberg“ die Herrschaft Schrattenstein, zugleich mit Rothengrub, an den Freiherrn „Johann Baptist Hoyos“. Dieser Verkauf war jedoch Anlass zu einem sich länger hinziehenden Prozess, da er ohne Zustimmung des Markgrafen von Brandenburg, erfolgt war. Die Burg Schrattenstein war damals bereits Ruine. Sie wird im selben Jahr bereits als „ode veste“ bezeichnet. Als Zufluchtsort für die Bewohner von Puchberg, St. Johann, Sieding und Flatz wird Stixenstein bestimmt, da der „Schraitenstein abgeschafft“ sei.
1590 am 15. September, fand ein heftiges Erdbeben statt, bei welchem ein Stück Außenmauer ausbrach und eine Innenmauer einstützte.
1663 wurden, anlässlich der drohenden Türkengefahr, der Bevölkerung ihre „Zuflucht-Stätt“ bekantgegeben. Schrattenstein, Höflein, Würflach und Stolzenwörth waren nicht mehr darunter; sie waren damals schon in einem derart schlechten Zustand das ein Schutz vor Feinden nicht mehr gegeben war.
1683 soll aber dennoch, einer mündlichen Überlieferung zufolge, die Burg Schrattenstein von den Türken zerstört worden sein. Ein Teil der Bevölkerung hatte sich wahrscheinlich dorthin geflüchtet und in der „Ruine“ notdürftig verschanzt.
Seit dieser Zeit blieb die einst stattliche Burg nun endgültig dem Verfall ausgesetzt.
1937 wurde die „Ruine Schrattenstein“ mit allem umliegenden Grundbesitz, gemeinsam mit dem Schloss Stixenstein an die Stadt Wien verkauft, die sie derzeit noch besitzt.


Erstellt von Baumeister Johann Riegler, überarbeitet von GR DI Paul Bock


Adelige Machtstrukturen

Der Machtbereich der frühen Herrschaftsinhaber war noch nicht durch territoriale Grenzen festgelegt. Er fußte nur auf dem Gefolgschaftsverband aus denjenigen Grundherren, die sich ihnen, oft erst durch Landschenkungen erkauft, angeschlossen hatten. Entgegen vielen bisherigen Veröffentlichungen erstreckte sich die Hoheit der „Mark Pitten“ (die Bezeichnung „Waldmark“ stammt erst aus der Renaissance) mangels Gefolgsleuten unter den hiesigen Grundbesitzern nicht auf unser Gebiet. Am linken Ufer der Schwarza bis zur Piesting waren nicht die in Pitten sitzenden Formbacher, sondern die aus Steyr an der Enns stammenden traungauischen Otakare (Otakar I. – Otakar IV.) schon mindestens ab 1056 dominierend, bevor sie 1158 die Pittner Mark von den Formbachern erbten.

Die Schrattensteiner gehörten also zunächst der Gefolgschaft der formbachischen Herren von Pitten an und wechselten womöglich noch vor deren Aussterben 1158 zu den Otakaren.

Ihr Grund- und Untertanenbesitz hatte seinen Schwerpunkt im heutigen Gemeindegebiet von Schrattenbach, ergänzt durch Streubesitz in der Umgebung.

Politische Herrschaftsgebiete

1156 wurde (Nieder)Österreich zu einem Herzogtum unter den Babenbergern mit erstmalig festgelegten Grenzen. Es reichte bis zur Piesting und zur Leitha. Erst 1180 wurde das Gebiet der Otakare ebenfalls ein Herzogtum. Es erhielt zur Erinnerung an die Herkunft der Otakare aus Steyr den Namen „Steiermark“. 1186 vermachte der kinderlose und schwer kranke Otakar IV. die Steiermark den Babenbergern.

1192 starb Otakar IV. und nun besaßen die Babenberger auch über unser Gebiet die Oberherrschaft durch ihr Doppelherzogtum, bestehend aus (Nieder)Österreich und der Steiermark. Nach dem Tod des letzten Babenbergers Friedrich des „Streitbaren“ 1246 entbrannten heftige Kämpfe um das Erbe, wobei auch Schrattenstein 1252 durch König Béla von Ungarn erfolglos belagert worden sein soll. 1254 fiel unser Gebiet an Přemysl Ottokar II. von Böhmen und die „Grenze“ rückte erstmals auf den Semmering. Noch mehrmals kam es für kurze Zeit zu einem Wechsel in der Zugehörigkeit und erst ab 1500 endete (Nieder-) Österreich, auch im erst allmählich entstandenen Landesbewusstsein des Adels und der Bevölkerung, endgültig am Wechsel und Semmering.


Grenzverlauf:
Im Banntaiding wird folgender Grenzverlauf festgehalten:
"Erstlich hebt si sich an in der Deubrüß (Rieß Eingang Johannesbachklamm) geen Khupfferberg in Wierschlag, vom Würschlag (Wasserwehr Aumühle?) an in Weinfuhrt, von Weinfuhrt an Halberg (Talberg), vom Halberg in die Zörwandt ins Tettenlueg (Kettenluß), vom Tettenlueg an Khatzenstain (Kartstein), vom Khatzenstein widerumb in die Deubriß."


Nachbarherrschaften:
LageplanDer Besitz der Schrattensteiner war einst von folgenden Burgherrschaften umschlossen:

  • Im Süden: Flatz (der heutige Pfarrhof von St. Lorenzen war einst die Burg Flatz); Neideck (diese Burg stand am Kalvarienberg bei Hintenburg); und Stixenstein.
  • Im Westen: Puchberg und Stolzenwörth.
  • Im Norden: Höflein mit Grünbach
  • Im Osten: Rothengrub und Wulfingstein (Wulfingstein war der ursprüngliche Name der Burg Dachenstein bei Strelzhof).

Detailbeschreibung unserer Burgruine:

Burg1Die Steinmauern der ehemaligen Herrschaftsburg der Schrattensteiner ragen noch heute als Ruine in den Himmel. Die mystische Kulisse animiert viele, ihrer Phantasie freien Lauf zu lassen. Besonders Kinder spielen in den zahlreichen Innenhöfen, ehemaligen Vorrats- und Kellerräumen der Burg gerne einmal Burgfräulein und Raubritter. Sie ist heute auf Wanderwegen leicht erreichbar.

Zugang:
Der Weg vom Gasthaus zum alten Schlossteich z.B. führt entlang eines Wildgeheges, weiter im Wald aufwärts und dann durch eine Felsschlucht, die einst durch ein Tor gesperrt war. Man gelangt hinaus zur südlich der Burg gelegenen ehemaligen Burgwiese, die leider schon mit Fichten bewachsen ist. Von hier sieht man zur linken Hand bereits die gewaltigen Burgmauern. Der Burgweg führt weiter nach links zu einem ehemaligen Vorwerk.

 

GrundrissBurgDetailbeschreibung:
Durch dieses Vorwerk führten zwei Tore, die sich an beiden Enden einer überdachten Holzbrücke befanden. Rechts, an das erste Tor anschließend, führte eine Mauer den Felsengrat hinauf zum höchstgelegenen Burgteil. Der hier vorhandene tiefe Burggraben, in dem sich vielleicht ein Bären- oder Wolfszwinger befand, ist gegen die ehemalige Burgwiese zu von einer hohen Mauer abgeschlossen. An der anderen Seite des Grabens führt der Weg an einer zur linken Hand gelegenen, einst mit Zinnen gekrönten Mauer und am rechts gelegenen Felsenhang leicht ansteigend entlang zum Haupttor der Burg (Tor 3). Nach dem Durchschreiten der drei Meter starken Tormauer steht man im ersten Burghof. An der linken, südlichen, ebenfalls drei Meter starken Außenmauer, befanden sich zu ebener Erde einst ein Stallgebäude und Lagerräume mit einem Keller, darüber aber, in Verbindung mit dem überdacht gewesenen Wehrgang, die Aufenthaltsräume der Burgknechte und des Gesindes. Von der Rückseite des Hofes gelangte man nach rechts durch ein viertes Tor in einen mauerbegrenzten Zwinger und in diesem an ein zweistöckiges Wohngebäude. Durch dessen Turmstube kommt man durch ein fünftes Tor in den zweiten Hof. Hier befand sich einst auch die Burgkapelle. An der Bergseite des Hofes liegt gegenüber dem Tor eine kleine Höhle. Diese wurde offensichtlich vor langer Zeit durch Menschenhand erweitert. Wenn es auf dem Schrattenstein einst, schon vor Gründung der Burg, eine heidnische Kultstätte gegeben hat, dann könnte diese Höhle vielleicht einem Priester oder Wächter als Unterstand gedient haben. An der Westseite des zweiten Hofes, auf einer Felszinne, steht noch heute ein kleiner nach außen vorspringender rechteckiger Mauerturm. Hierbei handelt es sich um einen der wenigen erhaltenen „Austrittserker“, durch welchen die Burgbewohner den Burghang hinab ihre Notdurft verrichteten. Während die Ostseite des zweiten Burghofes mit einer hohen Mauer, auf welcher ehemals ein Wehrgang verlief, abgeschlossen war, erhoben sich gegen West und Nord zwei weitere hohe Gebäude. Zwischen diesen führte ein sechstes Tor in den dritten Burghof. Hier handelt es sich um den höchstgelegenen Burgabschnitt und den ältesten Teil der Burg. Das rechts liegende Gebäude, von welchem noch drei Meter hohe Mauern vorhanden sind, war ursprünglich ein Wohnturm. Dieser war dreigeschossig, wobei das oberste Geschoß etwas vorspringend und sicher aus Holz war. In dem links gelegenen Gebäude, von dem nur noch spärliche Mauerreste zu sehen sind, befanden sich vermutlich ein Stall und Gesindekammern. Am westlichen Felsvorsprung stand einst sicher ein kleiner Aussichtsturm, von welchem noch sein massiver Felssockel zu sehen ist. Entlang der nördlichen, wahrscheinlich künstlich eingeebneten Felskrone, verlief dereinst ein überdachter Wehrgang. Von hier aus genießt man eine herrliche Aussicht bis hinüber zur Hohen Wand. Interessanterweise dürfte es bei dieser Burg nie einen Wehrturm - einen Bergfried - gegeben haben.


Unser Gemeindewappen:


Die Verleihung des von der Abteilung III/3-NÖ Landesarchiv entworfenen Gemeindewappens fand am 6. Mai 1981 durch den damaligen NÖ Landeshauptmann Siegfried Ludwig statt.
 
thumb Schrattenbach-WappenDie offizielle Beschreibung lautet:
"In einem von Blau und Grün geteilten Schild eine aus der Schildesteilung wachsende silberne Spitze, die mit einer in die untere Schildeshälfte reichende, wechselnde Farben zeigende Lilie belegt ist."

Erklärung des Gemeindewappens:
Das silberne Dreieck symbolisiert den Schneeberg, der unser Gebiet beherrscht.
Grün und Blau verweisen auf unsere Erholungslandschaft, auf Wälder und Wiesen und das Blau des Himmels.
Die Lilie scheint im Siegel der Schrattensteiner auf, deren Geschlecht erstmals 1182 urkundlich erwähnt wurde.


 Die Rotten und ihre Althöfe

Schrattenbach

Der Name wurde von der Burg Schrattenstein übernommen und ist am ehesten von „Schratt - Waldkobold“ abzuleiten. Die angeführten Höfe reichen sicher alle in die Gründungszeit zurück und ist bei jedem der Urbarname, eine heutige Orientierungsbezeichnung und die älteste aufzufindende Grundherrschaft angegeben.

Nr. 1   Am Obern Perg               Ehordn                               Schrattenstein

Nr. 2   Im Untern Perg               Schneider/Seiser                Schrattenstein

Nr. 3   Am Schrattenpecker Ort  Hörmann                           Schrattenstein

Nr. 4   Am Weichselgarten        Steurer                               Schrattenstein

Nr. 5   Am Gmoß                        Gruber                                Schrattenstein

Nr. 6   Am Obern Damm            Lenzenhof                           Schrattenstein

Nr. 7   Bei der Leitn                  Auer/Blasn                           Schrattenstein

Nr. 8   Am Untern Damm          Gasthaus zum Schlossteich  Schrattenstein


Rosental

Die Rotte trug schon bei der 1. Erwähnung ca. 1261 zwei verschiedene Namen (wie bei Gumplaha und Grünbach): Rezlinestal vom Personennamen „Ratzili“ und Rosetal - „wo die Rosen wachsen“. Nicht bei allen Höfen war ein Urbarname zu eruieren.

Nr. 1   Kaiser/Aumühle                    Kristian                      Pfarrer/Minoriten Neunkirchen

Nr. 2   Kristian                                 Fülöp                         Gumplaha/Seebenstein

Nr. 3   Halterhaus                           Jagersberger             Allmende - Gemeinschaftsbesitz

Nr. 4   Liggerl                                  Stickler                      Grünbach/Seebenstein

Nr. 5   Am Bach                               Reiterer                     Schrattenstein

Nr. 6   In der Rosenlacken              Jäger                         Schrattenstein

Nr. 7   Steurer                                Steurer                       Pfarrer St. Lorenzen

Nr. 8   Fuchs                                   Gerhartl                      Pfarrer/Minoriten Neunkirchen

Nr. 9   Kattmühle                            Berger                        urspr. nur Mühle, kein Hof

Nr. 10Kristian „Säge“                     Seemayer                   Emmerberg

Nr. 11 Am Hochensteg                   Holzer/Pölzelbauer     Schrattenstein                     


Hornungstal

Der Name ist von mhd. „hor(w)ick“ abzuleiten, was kotig oder schmutzig bedeutet.

Nr. 1   Im Altgreith                            Kolman/Pölzelbauer            Schrattenstein

Nr. 2   Im Untern Horntal                  Poanlar/Bock                      Schrattenstein

Nr. 3   Im Mittern Horntal                 Burger/Triebl                       Schrattenstein

Nr. 4   Im Horingtal                          Egger/Wanzn                      Grünbach/Seebenstein

Nr. 5   Am Rainasberg                      Mohr                                   Emmerberg

Nr. 6   Im Obern Horntal                  Hauer/Steiner                     Schrattenstein          

Nr. 7   Beim Adrigan                         Adrigan                               Emmerberg

Nr. 8   Im Heutal                              Wallner/Füllenhals              Schrattenstein


Greith

Der Name ist von „roden/gereiten“ abzuleiten

Nr. 1   Im Scheuchengreuth            Stinig/Mayerhofer                 Schrattenstein
Nr. 2   Ob Scheuchengreuth            Edelmann                             Schrattenstein
Nr. 3   Unterm Karthstein                Gerhartl                                Schrattenstein
Nr. 4   Im Obern Greith                    Triebl                                    Neydegg/Vöstenhof
Nr. 5   Im Untern Greith                   Johannisl - abgekommen     Neydegg/Vöstenhof
Nr. 6    Im Gwang                            Hauer                                   Neydegg/Vöstenhof


Im Tal

Nr. 1    im Tal                                     Talbauer/Stickler                Schrattenstein (heute Gem. Grb.)
Nr. 2    Auf der Gstetten                   Stickler Inge                       Schrattenstein


Gutenmann

Der Name könnte als„guter Bergschurf“ analog zu „Alter Mann“ (= alter Bergschurf) gedeutet werden.

Nr. 1    Lebenhof                              Steurer                      Stixenstein
Nr. 2    Im Khrueg                            Hauer                         Stixenstein (heute Gem. Ternitz)
Nr. 3    Beim Mohr                            Mohr/Hiasler               Pfarrer St. Lorenzen (   - „ - )
Nr. 4   Im Sessgraben                      Bock/Hödl                   Stixenstein (heute Gem. Ternitz)

Weitere interessante Flurnamen sind „Gwang“ (= etwa „lichte Au“ wie bei Hirschwang), bei Greith gelegen, und „Kettenluß“. Von letzterem ist keine Deutung zu finden.


Bürgermeister seit 1865

Die im Jahre 1848 vom Kaiserhaus stammende sogenannte "oktroyierte Märzreform" hätte auch die Wahl von Bürgermeistern inkludiert, kam aber zufolge der Märzereignisse 1848 nie zum Tragen.
Erst das im Jahre 1862 erlassene Reichsgemeindegesetz (RGBL 18) bot die gesetzliche Grundlage für legale Bürgermeisterwahlen.
Ab dem Jahre 1865 sind sämtliche Bürgermeister von Schrattenbach amtlich nachweisbar bzw. deren Funktionszeit feststellbar.
 
Name des Bürgermeisters Stand bzw. Beruf Funktionszeit
 
Georg Adrigan - 1850 - 1862
Georg Passauer - 1862 - 1865
Leopold Steiner - 1865 - 1867
Johann Triebl Landwirt 1868 - 1870
Johann Stickler Landwirt 1870 - 1873
Georg Passauer Landwirt 1873 - 1876
Georg Adrigan Landwirt 1876 - 1879
Joseph Stickler Landwirt 1879 - 1882
Franz Reiterer Landwirt 1882 - 1885
Josef Adrigan Hausbesitzer 1885 - 1888
Franz Stickler Landwirt 1888 - 1894
Franz Reiterer Landwirt 1894 - 1900
Jacob Triebl info Landwirt 1900 - 1906
Kasper Gansterer info Gastwirt 1906 - 1914
Josef Adrigan info Landwirt 1914 - 1918
Franz Stickler Landwirt 1918 - 1919
Johann Triebl info Landwirt 1919 - 1920
Jacob Trieblinfo Landwirt 1920 - 1924
Josef Hörmanninfo Landwirt 1924 - 1929
Franz Kristianinfo Landwirt 1929 - 1939
Josef Adriganinfo Landwirt 1939 - 1941
Bürgermeisterei Grünbach - 1942 - 1945
Franz Kristian info Landwirt 1945 - 1946 (3 Monate)
Franz Stickler info Landwirt 1946 - 1960
Franz Holzerinfo Beamter 1960 - 1963
Johann Trieblinfo Landwirt 1963 - 1965
Eduard Brauninfo Beamter 1965 - 1993
Josef Kristianinfo Tischlermeister 1994 - 2010
Franz Pölzelbauerinfo Unternehmer seit 2010

Anton Krenn - Kreuz am EmmerlkleinAuf dem Gemeindegebiet von Schrattenbach lebte im 18. Jahrhundert der Einsiedler Anton Krenn.

Seine Klause am Rosentaler Emmerl und seine Verdienste um die Grünbacher Pfarre St. Michael blieben den Einwohnern bis heute in Erinnerung.
 

Anton Krenn wurde am 23. Juni 1712 in Marbach an der Donau geboren. 1739 legte er sein Gelübde bei den Franzikanern in Mürzzuschlag ab. 1747 errichtete er seine Steinklause in unserer Gemeinde auf dem damaligen Herrschaftsgebietes des Reichsgrafen Johann Ernest von Hoyos in Rosenthal.


Krenn gehörte dem 3. Orden der Franziskaner an, da damals das südliche Wiener Becken noch als "Neustädter Distrikt" der Diözese Salzburg zugeordnet und dem Bischof von Graz-Seckau als Generalvikar unterstand.
Der damalige Pfarrer beschrieb ihn als brennendes Licht, das für die anderen leuchtet. Seine Aufgaben in der Pfarre Grünbach bestanden im Vorbeten des Rosenkranzes bei der täglichen Hl. Messe, die Christenlehre für die Kinder am Sonntagnachmittag sowie die Besorgung des Kirchenschmuckes und anderer verschiedener Anschaffungen.


Er wurde auch fast immer zum Gebietsverantwortlichen des "Neustädter Distrikt" bestimmt und veranstalte selbst Eremitentreffen bei seiner Klause.
Anton Krenn packte auch oft die Reiselust, die ihn zweimal nach Rom, nach Santiago de Compostela, zum Heiligen Berg Alverna und sogar bis ins Heilige Land nach Jerusalem führte. Über die persönlichen Aufzeichnungen der Jerusalemreise wurde erst 2005 ein Buch herausgegeben
1782 verbot Kaiser Joseph II. das Einsiedlertum, Anton Krenn dürfte aber bis zu seinem Tod am 02.01.1791 unbehelligt in seiner Klause gelebt haben.
 
Heute befindet sich am Emmerl zum Andenken an das Wirken von Frater Anton Krenn, das erst 2005, anlässlich der Herausgabe des Buches "Die Jerusalemreise des Einsiedlers Anton Krenn Anno 1756", neu renovierte Einsiedler Kreuz.